Endlich: Maßgebliche Resolution „Wasser für die Lobau“!

Der Wiener Nationalparkbeirat ist ein im Gesetz festgelegtes Gremium „zur Beratung des Magistrates und der Nationalpark Donau-Auen GmbH“. Nun wurde im Rahmen dieses Gremiums eine Resolution zur Rettung der Lobau verfasst.

Bemerkenswert daran ist das Spektrum der Unterzeichner, das sämtliche Beiratsmitglieder umfasst:

Neben der Wirtschaftskammer, der Arbeiterkammer und der Landwirtschaftskammer sind das der Landesjagdverband, der Fischereiausschuss, der Alpenverein, die Naturfreunde, der WWF, der Naturschutzbund, der Touristenklub.

Vorsitzender des Beirates ist Oberstadtbaurat DI Hans Peter Graner von der Magistrats-Abteilung Stadtteilplanung und Flächenwidmung (MA 21).

Hier die Resolution im vollen Wortlaut:

Wasser für die Lobau – Wasser für Wien

Die Lobau – insbesondere die Untere Lobau – ist infolge der Abdämmung und der daraus resultierenden Verlandung und darüber hinaus durch die fortschreitende Donaueintiefung unterhalb der Staustufe Freudenau von sinkenden Grundwasser-Spiegellagen und damit trockenfallenden Altarmsystemen und Austrocknung betroffen.

Dazu ist in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit verschärften Auswirkungen der Klimakrise – insbesondere durch Hitzeperioden und fehlendem Niederschlag – auf die gesamte Wasserversorgung der wachsenden 2-Millionen Stadt Wien zu rechnen (geringere Versorgungskapazitäten durch die Hochquellenwasserleitungen, geringere Entnahmemengen der Grundwasserwerke, etc.).

Die Stadt Wien hat mit der Trinkwasser-Strategie „Wiener Wasser 2050“ und den schon gesetzten Aktivitäten – Wasserwerke Donauinsel und Nußdorf inkl. Trinkwasseraufbereitungsanlage, Erweiterung von Wasserbehältern, Ausbau überregionaler Transportleitungen – bereits auf diese Rahmenbedingungen vorsorglich reagiert.

Diese Tatsachen haben natürlich auch fortschreitende negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der austrocknenden Lobau als wichtigen Teil des Nationalpark Donau-Auen.

Die „Lobaudotation“ im Bereich der Oberen Lobau als ersten Schritt kann diesen Tendenzen nur ansatzweise entgegenwirken. Darüber hinaus fehlt bis dato immer noch eine Umsetzung solcher Maßnahmen für die Untere Lobau.

Eine Dotation zur ökologischen Verbesserung des Wasserhaushaltes in der gesamten Lobau ist dringend erforderlich, um der langfristigen Erhaltung des Auwaldes und seiner Altarme in der Lobau und somit dem Leitbild des Nationalpark Donau-Auen als bedeutendem europäischen Auen-Schutzgebiet, und auch international bedeutendem Feuchtgebiet nach der Ramsar-Konvention, zu entsprechen.

Daher stellt der Wiener Nationalparkbeirat folgenden

ANTRAG

1. Die schnellstmögliche Umsetzung der aktuellen Dotations-Möglichkeiten im Hinblick auf die ökologischen Zielsetzungen des Nationalparks mit adäquaten/ausreichenden Wassermengen und somit auch der qualitativen und quantitativen Sicherstellung der Trinkwasserreserven für den Bereich der Unteren Lobau.

Dies soll als erste Akutmaßnahme durch die zuständigen Dienststellen der Stadt Wien über die Verlängerung des Dotationsweges Obere Lobau aus der Panozzalacke ab dem Uferhaus Staudigl (derzeit per Bescheid gesperrt) umgesetzt werden.

Gemeinsam mit einer angepassten Wehrordnung an der Gänshaufentraverse könnte somit dringend benötigtes Wasser als erster Schritt durch eine rasch umsetz- und regulierbare, reversible Maßnahme in die Untere Lobau eingebracht werden (im Rahmen eines wasserwirtschaftlichen Versuchs). Zugleich muss die Frage geklärt werden, inwieweit ein Risiko besteht, dass sich eine Oberflächendotation auf die Wasserqualität in den Brunnen der Unteren Lobau auswirkt.

2. Um die damit verbundene langfristige Versorgung des Wasserwerks Lobau mit Grundwasser und damit einwandfreiem Trinkwasser zu gewährleisten, ist der Einbau einer mehrstufigen Filteranlage in das Grundwasserwerk Lobau sinnvoll!

3. Um der fortschreitenden Eintiefung der Donausohle unterhalb der Staustufe Freudenau entgegenzuwirken, müssen durch die Wasserrechtsbehörde die dringend erforderlichen Maßnahmen erwirkt werden.

Dies kann etwa durch Ausgleich der bis 2017 unzureichenden Geschiebezugabe (rd. 1 Mio. m3 an fehlender Geschiebezugabe), durch eine Verringerung des Geschiebestroms durch Uferrückbau und Gewässervernetzungen sowie durch eine effiziente Nutzung des in der auflandenden Grenzstrecke anfallenden und des weiter bergauf zu verklappenden Geschiebeüberschusses – unter vollständiger Erhaltung der Binnenschifffahrtsverhältnisse umgesetzt werden.

4. Als langfristige Maßnahme der auenökologischen Renaturierung und Sicherung der Grundwasserreserven angesichts der verschärft zu erwartenden Auswirkungen der Klimakrise muss eine intensivierte Durchströmung und Redynamisierung der Unteren Lobau mitkonzipiert werden. Dies kann mittels Wiederanbindung der Gewässerzüge und der abgedämmten Auwälder an das Abflussgeschehen der Donau mittels Durchlassbauwerken erreicht werden.

Aus Sicht des Wiener Nationalparkbeirates kann nur durch die Umsetzung der oben geforderten Maßnahmen die gesamte Lobau als nationalparkwürdiges und naturnahes Ökosystem von nationalem und internationalem Rang langfristig erhalten werden.

Dies sichert der Stadt Wien nicht nur wichtige Trinkwasserreserven für die Zukunft, sondern stellt den Bewohner*innen und den Besucher*innen des Nationalpark Donau-Auen auch künftig ein wertvolles Naherholungsgebiet sicher.

Unterzeichnet von

  • Vorsitzender des Wiener Nationalparkbeirates OStBR DI Hans Peter Graner OeAV, Landesverband Wien
  • Stv. Vorsitzender des Wiener Nationalparkbeirates DI Horst Weitschacher, Wirtschaftskammer Wien
  • DI Iris Strutzman, Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
  • Christine Dubravac-Widholm, Naturfreunde Wien
  • Mag. Peter Huber, Österreichischer Touristenklub
  • DI Manuel Hinterhofer, Wiener Fischereiausschuss
  • Norbert Walter, MAS, Wiener Landesjagdverband
  • Vizepräsident Martin Flicker, Wiener Landwirtschaftskammer
  • Dr. Werner Lazowski, Wiener Naturschutzbund
  • DI Michael Stelzhammer, WWF Österreich

Leave a Comment